Frauengottesdienst in Schapen: „Halte mit mir meine Ohnmacht aus !“
Wir alle haben von klein auf das Bild von Gott, dem „allmächtigen Vater“, vermittelt bekommen – so, wie wir es auch im ersten Satz des Glaubensbekenntnisses sprechen. Und der Allmacht Gottes entspricht dann die Ohnmacht der Menschen – unsere eigene Ohnmacht – in den verschiedensten Situationen – gerade jetzt in dieser Pandemiezeit.
Nur mühsam lernen wir, dass dieser Gegensatz nicht die einzige Möglichkeit ist. Vertrauen in Gottes Macht bedeutet nicht, in der eigenen Ohnmacht zu verharren, sondern nach Kräften zu versuchen, uns aus ihr zu befreien.
Und wenn das nicht gelingt? Wenn wir an unsere Grenzen stoßen?
Dann – dürfen wir mit Gott hadern, klagen, anklagen, Protest einlegen – so wie es die Menschen im Volk Israel und in den christlichen Kirchen durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder getan haben. Sie haben darauf gesetzt, dass die Ohnmacht des gerechten Anliegens nicht der Endpunkt ist.
Als Zeichen dieser Ohnmacht war eine überdimensional große Mauer aufgebaut und so brachten die Frauen aus dieser Mauer der Ohnmacht ihre Sorgen und Nöte vor Gott, im Glauben, dass er uns nicht allein lässt, dass er da ist - zwischen uns ist - und unsere Ohnmacht mit uns aushält.
So wurde auf beeindruckende Weise aus der Mauer der Ohnmacht ein Tor der Hoffnung und des Vertrauens. Ein Tor durch das man mit Zuversicht in den Alltag blicken kann.
Gesegnet sei deine Trauer,
dass du nicht erstarrst vor Schmerz,
sondern Abschied nehmen und dich behutsam lösen kannst,
ohne dich verloren zu geben.
Gesegnet sei deine Klage,
dass du nicht verstummst vor Entsetzen,
sondern herausschreien kannst,
was über deine Kraft geht und dir das Herz zerreißt.
Gesegnet sei deine Wut,
dass die Entmutigung dich nicht überwältige,
sondern die Kraft in dir wachse,
für dich zu kämpfen, trotzdem dein Leben zu wagen.
Gesegnet sei deine Einsamkeit,
dass du Raum findest,
Vergangenes zu ordnen
ohne schnellen Trost zu suchen
und in blinder Flucht neues Unheil auf dich herabzuziehen.
Gesegnet seist du,
dass du Unsicherheit aushalten
und Ängste bestehen kannst,
bis du wieder festen Grund spürst
unter deinen Füssen
und ein neuer Tag dir sein Licht schenkt.
(Antje Sabine Naegeli)
- ER hat uns versprochen: „und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“ ( MT28,20)