Gedanken zum Palmsonntag
Evangelium: Mt 21, 1-11
Liebe Mitglieder unserer Pfarreiengemeinschaft!
Mit dem Palmsonntag beginnt die Heilige Woche vom Leiden, Tod und Auferstehung Jesu.
Jesus zieht in Jerusalem ein - unter dem Jubel des Volkes. Es hat bestimmte Erwartungen an ihn, den König und Propheten. Die Leute erkennen (noch) nicht, dass der Gottessohn andere, bessere Pläne hat als sie; Pläne nicht nur für das eigene Volk, sondern für alle Menschen: die Befreiung aus Tod und Sünde, die Öffnung des Tores zum ewigen Leben.
Dies beginnt schon damit, dass Jesus auf einem Esel reitet, nicht „hoch zu Ross" wie ein Kriegsherr. Ein Esel spielte schon in der Weihnachtsgeschichte eine Rolle, nun auch hier: dieses Tier lässt sich Lasten aufbürden, ist sanftmütig und friedfertig, kann freilich auch mal störrisch sein. Für manche ist der Esel auch „dumm". So ist z.B. die Bezeichnung „du Esel" für einen Menschen nicht als Kompliment gemeint. Ein Hinweis auf Jesus, dem das Volk bald nicht mehr zujubeln wird!
Der Masse Jubel ließ er über sich ergehen und dann ertrug er deren wütendes Geschrei. Die Menge, die er liebte, die zu bekehren er versuchte, sie fiel ihm in den Rücken, schrie mit um seinen Tod. Aus Freund wird Feind, aus Judas der Verräter.
Es ist, als ob sein ganzes Leben, seine Predigt, zum Schluss genau das Gegenteil bewirkt. Ihm bleibt noch eine Weile für ein kleines Zeichen, Brot und Wein. Den Freunden gab er sich damit für alle Zeit. Was dann kommt, sind Formalitäten: Die Fragen, Schläge, das Gericht. Es muss so sein. Die Folter und das Kreuz.
Er hat es ja geahnt, gewusst? Doch jeden Umweg sich versagt. Es geht um uns. Das duldet nicht Erleichterung.
„Wer einsteigt in die Welt, der lotet deren Tiefe aus. So muss es sein.
Erlösen im Erdulden und trotzdem lieben bis hinein ins Grab. Wahrhaftig, das war Gottes Sohn! Und unser aller Bruder. Das Schweigen löst den Jubel ab und auch das Zorngeschrei. Wir warten, was geschieht. Wir, diese Masse, diese Menge voller Wankelmut, die schicksalhaft mit ihm verbunden bleibt.“
(aus: GOTTES VOLK 3/93, Auf der Suche nach dem Retter der Welt, hg. v, Hubert Ritt, S.57)
Gerade jetzt erlebt die Welt Zeiten der Ungewissheit aufgrund der Ausbreitung es gefährlichen Corona-Virus. Menschen schwanken zwischen Hoffnung und Resignation - und sie entdecken neue Möglichkeiten der Hilfe und Nähe.
Auch jetzt dürfen wir vertrauen und das Entscheidende von Gott erwarten.
Das wünscht Ihnen Ihr Pastor Christoph Scholz